Erkenne, verstehe und verändere dein „inneres“ Bild von Beziehungen.

Warum verlieben wir uns genau in diesen einen Menschen? Fühlen uns wie von einem magischen Band von ihm/ihr angezogen?

Warum haben wir manchmal irrationale Ängste verlassen zu werden?

Warum halten manche Beziehungen einfach länger als andere?

Warum fällt es uns manchmal schwer Nähe, Liebe und Wärme zuzulassen und zu genießen?

Warum wiederholt sich bestimmtes Leid in verschiedenen Beziehungskonstellationen immer wieder und wieder?

Und warum scheinen sich manche Paare einfach und leicht zu verstehen und zu lieben, während andere ständig einen „Quirks“ beinander haben?

Wie unser „inneres“ Bild von Beziehungen unsere Realität formt

Das Bild, das Mindset, die Art und Weise wie wir uns selbst wahrnehmen und wieviel Grundvertrauen wir in uns und andere Menschen legen entsteht sehr, sehr früh in unserer Entwicklungsgeschichte.

Schon im Verlauf unseres ersten Lebensjahres, wenn wir auf den Schutz und die Hilfe unserer Eltern angewiesen sind, kommt es darauf an, inwieweit auf unsere Bedürfnisse Rücksicht genommen wurde, ob wir intensive Aufmerksamkeit erfahren haben und wie verlässlich auf unsere Reaktionen reagiert wurde.

Die zwei wesentlichen Komponenten: Bindungsangst vs. Bindungsvermeidung

Auch wenn es aus heutiger Sicht noch so kleine, unbedeutende Momente waren: wenn wir als Kind das Gefühl hatten, von einem Elternteil „verlassen“ worden zu sein oder nur Angst davor hatten, kann sich das in den tiefen Schichten unseres Unterbewusstseins einprägen. Wir Menschen vollbringen dann sogenannte „Anpassungsleistungen“ und dieses innere Arbeitsmodell, dass wir von Beziehungen haben, wird abgespeichert.

Die gute Nachricht gleich vorweg: das bedeutet nicht, dass wir blindlings diesem Muster unser ganzes Leben lang folgen müssen!

Der erste Schritt zur Veränderung und auch zur Erkennung unserer eigenen Stärken ist es, bewusst wahrzunehmen wo auf der Skala zwischen Bindungsangst und Bindungsvermeidung wir uns befinden.

Den je nachdem ergibt sich ein eher „sicherer“ oder „unsicherer“ Bindungsstil, der sich wie ein roter Faden durch unser Leben zieht.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Kennst du Paare, die einfach nur cool sind? Die in Konflikten zueinander stehen, liebevoll und leidenschaftlich miteinander umgehen und ganz automatisch von Natur aus gegenseitiges Verständnis für den Partner zu haben scheinen? Dann denkst du ziemlich sicher gerade ein zwei Menschen mit einem sicheren Bindungsstil.

 

Grafik Bindungsstile nach Bowlby
zurückgehend auf John Bowlby

 

Je nachdem wo du dich zwischen den beiden Dimensionen Bindungsangst und Bindungsvermeidung zuordnest, tendierst du zu einem gewissen Bindungsstil.

Speziell im Stress blühen und gedeihen unsere gelernten Verhaltensmuster!

Es kann also sein, dass du in unterschiedlichen Situationen (es geht dir gut, du bist auf einer Party, du bist mit deinem Partner alleine) einen anderen Bindungsstil an den Tag legst.

  • Bindungsangst steht für innere Gedanken, deinen oder einen potentiellen Partner verlieren zu können und ist eng mit deinem Selbstbewusstsein gekoppelt.
  • Bindungsvermeidung steht für die Angst vor Nähe, den Wunsch nicht abhängig zu sein und steht für das Fremdbild, das Vertrauen, dass du allgemein anderen Menschen gegenüber hast.

Die vier Bindungstypen

1) Sicher gebunden:

geringe Bindungsangst, geringe Bindungsvermeidung – hoher Selbstwert, hohes Vertrauen in andere (+/+)

Bsp: erfüllende Beziehung

2) Verstrickt-ambivalent gebunden:

hohe Bindungsangst, geringe Bindungsvermeidung – Selbstwert gering, hohes Vertrauen in andere (-/+)

Bsp. Auch sogenannter „Verfolger“: Menschen die zeitweise klammern, eifersüchtig sind und sich in emotionaler Abhängigkeit befinden. Die Ursache ist ein geringer Selbstwert und das hohe Vertrauen in andere. Manchmal zu hoch, weil es auch das abgeben der Eigenverantwortung bedeutet.

3) Ängstlich gebunden:

hohe Bindungsangst, hohe Bindungsvermeidung – Selbstwert gering, Vertrauen in andere gering (-/-)

Bsp: Menschen die allem und jedem misstrauen und vor lauter Angst verlassen zu werden präventiv gar keine Bindung eingehen können.

4) Vermeidend-abweisend gebunden:

geringe Bindungsangst, hohe Bindungsvermeidung – Selbstwert hoch, geringes Vertrauen in andere (+/-)

Bsp. Auch sogenannte „Vermeider“ oder „der Fels in der Brandung“: Menschen die sich manchmal schwer tun, emotionale und körperliche Nähe, Gefühle und Wärme zu geben als auch zuzulassen. In einer wissenschaftlichen Studie wurde bewiesen, dass Männer tendenziell eher zum vermeidenden Bindungsstil neigen.

Aus dem Labyrinth der Beziehungsmuster finden

Du kannst viel tun, um in deinen Beziehungen nicht immer wieder an einen Punkt zu gelangen, an dem du sagst, ich komme nicht mehr weiter.

Schon die bewusste Wahrnehmung verändert.

– Wo in dem Raster befindest du dich? Generell und im Stress?

– Was brauchst du, um dich hin zum sicheren Bindungsstil zu bewegen?

– Welche Stärken stecken hinter den jeweiligen Mustern, die ja Anpassungsleistungen an vergangene Erfahrungen darstellen?

Deine Vergangenheit ist nicht deine Zukunft!

– Du bist Single: Welche Partner ziehst du aktuell in dein Leben und was hat das mit dir zu tun?

– Du bist in deine Beziehung: Wo befindet sich dein Partner?

Und wenn es dir gelingt nicht zu bewerten, sondern ein gewisses Verständnis für dein Verhalten und auch für das deines Partners zu entwickeln, dann hast du schon gewonnen.

Denn das Verhalten ist nicht die Persönlichkeit!

Ich weiß, wahrscheinlich stehen jetzt noch einige Fragen offen im Raum. Deshalb werde ich dieses Modell und Vieles, was sich konkret daraus ergibt, auch zukünftig, in die Artikelserie „Erfüllende Beziehungen“ einbauen – und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Und ich hoffe, dass genau das, ein riesen Stück an Klarheit auch für dein Leben mitbringt.

Du kannst mich dabei unterstützen, indem du mir gleich jetzt einen Kommentar hinterlässt oder mir persönlich eine E-mail schreibst. Danke!

 

Sei bei dir – bleib bei dir

 

Literatur: 

Bowlby, John. (2010). Bindung als sichere Basis. München:Reinhardt, Ernst.2.Aufl.

 

9 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Ich bin Typ 4…
    Spannend!

    Gruß Andrea

    Antworten
  • Hallo liebe Michaela

    Ich befinde mich derzeit wohl im vierten quadranten…

    In den letzten Monaten der Beschäftigung mit mir und meiner Zukunft habe ich mein Selbstbewusstsein sehr stärken können

    Durch etliche Enttäuschungen, die mich in dieser Zeit heimgesucht haben (Heimsuchung – was für ein Wort – ein Freudscher Einfall?), befinde ich mich jetzt offensichtlich in einer v
    Vermeidungsphase
    Sieht für mich zumindest danach aus

    Lg Bettina

    Antworten
    • Liebe Bettina!

      „Heimsuchen“ ja ein mächtiges Wort in dem Kontext – ich freu mich für dich, dass du dein Leben so selbstbewusst in die Hände genommen hast. Auch die „Vermeider“ Phase hat seine Vorteile:

      In dieser Phase kannst du die Zeit auch nutzen um bewusst und gerne Zeit mit dir zu verbringen. Und das so richtig zu genießen. Eine wesentlicher Grundbaustein für eine solide Beziehung, in der sowohl Nähe als auch Distanz erlaubt ist!

      Alles Liebe und bis bald,
      Michaela

      Antworten
  • Eva Novotny
    22. Juni 2014 3:18

    Ich hab`s ja schon länger vermutet….. auch weil ich weiß, welchen Glaubenssatz ich mir mal selbst in jungen Jahren auferlegt hab: „Verlieb Dich nicht, dann kann Dich keiner verletzen.“
    Nun ja, daß der nur bedingt funktioniert hat ist mir heute klar, nachdem es doch ein Mann geschafft hat mein Herz zu erobern – dementsprechend groß ist der Schmerz (immer noch). 🙁
    Ich dürfte mich allerdings seit der Trennung zumindest von Typ 3 zu Typ 4 hin entwickelt haben (immerhin….), aber dieses mangelnde Urvertrauen ist mir geblieben, und sowieso ein zentrales Thema in meinem Leben, „dank“ der Sozialisation durch meine Eltern.
    Jedenfalls hochinteressant! Und ich bin schon total neugierig was Du dazu noch alles schreiben wirst!
    Kannst Du dazu speziellere Literatur/Bücher empfehlen?
    Danke!

    Antworten
    • Liebe Eva!

      Danke für deine Offenheit! Du hast in meiner Wahrnehmung echt schon sehr viel reflektiert und über dich herausgefunden. Gratuliere zu deinem Mut dazu. Solche Dinge, wie Urvertrauen aufbauen, können wir leider schwer rational erfassen. Das ist reine Gefühlsarbeit und Arbeit mit unserem Unterbewusstsein.
      Da du ja NLP´lern bist, weißt du ja, wie man innere Glaubenssätze auflösen kann. Meine Lieblingsmethode dazu ist die Timeline. Dazu kann ich dir empfehlen

      http://www.amazon.de/Die-Veränderung-von-Glaubenssystemen-NLP-Glaubensarbeit/dp/3873870681 (er beschreibt darin, wirklich auch Härtefälle, die ihre inneren GS dadurch überwunden haben).

      Ich habe mir immer wieder visualisiert, dass Männer auf mich zu, anstatt davonlaufen. Das hat sich mit der Zeit dann tatsächlich in mein Unterbewusstsein eingeprägt.
      Wenn es am Urvertrauen, dass wir uns von unseren Eltern abgeschaut haben geht mangelt, hilft es auch, via Familienaufstellungen unser inneres Bild zu ordnen. Und uns Paarvorbilder zu suchen, die einander Vertrauen.

      Ich hoffe ich konnte dir ein Stückchen weiterhelfen,
      Alles Liebe,
      Michaela

      Antworten
  • Ich bin M und bin eher 4 und wieder Single. Ich habe einiges verlernt oder jetzt wieder erlernt dafür ist meine Beziehung zu ende.

    Antworten
  • Jacqueline Voigt
    18. Juni 2019 11:04

    Hallo
    Ich habe jetzt eine kurze wunderschöne Beziehung hinter mir. Denn mein ex Partner hat von einer Sekunde auf die anderen Schluss gemacht. Ohne einen vernünftigen Grund. Zeitmangel hat er angegeben. Es ist selbständig und hat alle Beziehungen beendet.
    Ich dagegen bin ein sicherer Bez. Typ.
    Da ich oft an die falschen Männer Geräte, habe ich mir das Buch geholt “ warum wir uns immer in die falschen verlieben „.
    Jetzt weiß ich, worauf ich zu achten habe. Nicht nur vom Verhalten/ Charakter blenden lassen.
    Das Buch hat meine ganzen Fragen beantwortet. Jetzt habe ich mir allem abgeschlossen, auch wenn es erst 3 Wochen her ist.

    LG Jacqueline

    Antworten

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