Ein Gastartikel von Katrin Linzbach – weil die Welt mehr Gefühl verdient hat!

Heute melde ich mich nur ganz kurz persönlich zu Wort, dafür darf ich euch heute eine Frau vorstellen, deren Texte mich sofort berührt haben. Und weil ich mir für euch wünsche, dass ihr verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt bekommt, wie ihr bei euch seid und Zugang zu euren innersten Gefühlen bekommt, gibt Katrin euch den Schlüssel dazu, mit konkreten Übungen, in die Hand.

Was mehr Raum für Gefühl bringt?

Kennst du Menschen, die nach außen hin stark und taff wirken, doch sobald du in einer Unterhaltung einen kleinen, wunden Punkt triffst, haben sie Tränen in den Augen und können sich kaum mehr sammeln?! Für mich ist das ein Indiz dafür, dass sie ihre Gefühle gerne verdrängen und nicht zulassen wollen. Weil sie Angst haben, das könnte als Schwäche bewertet werden, oder sie glauben, selbst nicht wirklich stark genug dafür zu sein. Oft benötigt es leider viele kleinere oder größere Krisen, damit wir Menschen verstehen, wie gut es uns tut, wenn wir die eigenen Gefühle wahrnehmen und uns von ihnen leiten lassen.

Und vorallem in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ist es wesentlich, zuerst uns selbst, und all das was in uns vorgeht, zu verstehen. Wie wir lernen behutsam mit uns selbst umzugehen, bevor wir auch einen zweiten Menschen wirklich kennen lernen wollen.

Ich wünsche euch viel Freunde mit dem Gastartikel, samt den tollen Übungen von Katrin.

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Während ich diesen Artikel schreibe, merke ich, wie schwierig es ist, die passenden Worte zu finden. Sobald man nämlich über Gefühle schreibt oder spricht, ist der Verstand eingeschaltet. Fühlen entstehen allerdings in Bauch und Herz – unmittelbar und ganz ohne Worte.

Dennoch möchte ich versuchen, in diesem Artikel einige Tipps mit dir zu teilen, die dir den Zugang zu deinen eigenen Gefühlen erleichtern. Denn je besser du die Palette der Gefühle kennst, wahrnimmst und zulassen kannst, desto näher kommst du dir selbst.

Und nur, wenn du dir selbst ganz nah stehst, kannst du auch anderen Menschen gegenüber Nähe entwickeln und wahrhaft erfüllende Beziehungen erleben.

Wieso ich das weiß? Viele Jahre lang konnte ich mich perfekt von meinen eigenen Gefühlen abschotten. Es brach immer mal wieder etwas aus mir heraus, was ich jedoch schnell wieder unter Kontrolle hatte. Bis irgendwann die Sicherung durchgebrannt ist. Mit Hilfe einer Körpertherapie habe ich Stück für Stück wieder gelernt, zu fühlen. Plötzlich konnte ich die wundervollen Geschenke entdecken, die meine Gefühle täglich für mich bereithalten. Meine Freundschaften haben an Tiefe und Authentizität gewonnen und auch in meinen Beziehungen konnte ich eine unglaublich tiefe Verbundenheit, Liebe und echtes Vertrauen spüren. Die Welt war plötzlich voller Freude, Leichtigkeit, Liebe und Glück. Aber auch Wut, Trauer, Angst und Verzweiflung. Beide Seiten der Medaille gehören dazu. Und nur, wenn du die eine zulassen und würdigen kannst, hat auch die andere Seite Raum.

Du möchtest ebenfalls wieder mehr spüren? Dann auf ins Abenteuer. Viel Freude bei den folgenden Übungen.

Den Körper spüren

Mache es dir gemütlich und lege deine Hand auf den Bauch. Wie fühlt sich der Stoff an? Wie die Bewegungen des Bauches? Wie verändert sich das Gefühl nach 1-2 Minuten? Wird die Hand warm, die Atmung ruhiger? Oder wirst du nervös und unruhig, weil du Angst hast, vor dem was du fühlen könntest? Nimm wahr, ohne zu bewerten. Deine Gefühle sind OK und wollen nur dein Bestes! Gehe mit deiner Aufmerksamkeit nach innen und versuche deine Gefühle immer feiner wahrzunehmen. Spürst du Weite oder Enge? Ist es wie ein Knoten oder wie Schmetterlinge? Kribbelt es, oder piekst es? Kommt das Gefühl gar nicht im Bauch auf, sondern irgendwo anders in deinem Körper? Jedes kleine Detail ist wichtig. Vielleicht kommen auch Tränen oder du musst laut Lachen. Lasse alles zu und nimm einfach nur wahr.

Kopf vs. Bauch

Wenn du einen guten Kontakt zu deinem Bauch hergestellt hast, kannst du die folgende Übung ausprobieren. Sie hilft dir, die unterschiedlichen Qualitäten von Kopf und Gefühl wahrzunehmen. Wenn es nicht beim ersten Mal klappt, versuche es zu einem anderen Zeitpunkt erneut.

Gehe mit deiner Aufmerksamkeit in deinen Kopf und bewege dich langsam durch den Raum. Nimm alles wahr, was du siehst. Auch hier wieder ohne zu bewerten. Drehe einige Runden und komme dann zum Stehen. Schließe die Augen und gehe mit deiner Aufmerksamkeit in deinen Bauch. Wenn du das Gefühl hast, dort angekommen zu sein, öffne langsam wieder deine Augen und gehe erneut durch den Raum. Nimm jetzt alles aus dem Bauch heraus wahr. Komme nach 1-2 Runden erneut zum Stehen. Wie haben sich die Runden verändert? Hast du andere Dinge wahrgenommen oder die Dinge auf andere Art wahrgenommen?

In Zukunft kannst du auch anderen Menschen jeweils aus diesen beiden Perspektiven begegnen. Beobachte, wie sich Gespräche und Begegnungen verändern, wenn du sie aus dem Kopf und aus dem Bauch heraus führst. Der Kopf urteilt, trennt, bewertet. Das Gefühl verbindet, lässt Raum und schenkt Mitgefühl. Mit der Zeit wirst du die Unterschiede immer leichter wahrnehmen können.

Den Tag spüren

In der Alltagshektik ist häufig gar kein Raum für Gefühle. Du musst ja funktionieren und die Aufgabe hat ganz klar der Verstand. Zumindest so lange, wie du deine Gefühle noch nicht kennst. Lasse deinen Tag jeden Abend vor dem Zubettgehen, aus dem Gefühl heraus Revue passieren. Wie hast du dich wann gefühlt? Woran hast du das gemerkt? Sind es dir bekannte Gefühle, die immer wieder kommen oder tauchen auch neue Gefühle auf, die erst mal ungewohnt sind? Lasse diesen Gefühlen einfach ihren Raum, da zu sein. Möglicherweise möchten sie dir etwas sagen? Fange an, diesen – zu Beginn sehr leisen – Stimmen zu lauschen. Sie geben dir Hinweise, wo etwas richtig gut läuft und sie machen dir mögliche Veränderungsbedarfe sichtbar. Nur wenn du zuhörst, kannst du selbst entscheiden, wie du damit umgehst. Das Gefühl wahrzunehmen heißt ja nicht direkt, im auch folgen zu müssen.

Sobald du merkst, dass du dich für ein Gefühl verurteilst, fängt der Kopf an mit dir zu sprechen. Für ihn sind Gefühle ein Fremdwort. Und da er sie nicht kontrollieren kann, wird er zunächst alles daran setzen, diese abzuschalten. Lasse dich von deinem Kopf nicht entmutigen. Auch er wird mit der Zeit erkennen, dass deine Gefühle sehr wertvoll sind und dir dein Leben erleichtern, wenn sie Raum haben, gehört zu werden.

Dein persönliches Bedürfnis nach Nähe und Distanz

Du hast eine andere Person in deiner Nähe? Dann könnt ihr folgende Übung zu zweit ausprobieren.

Stellt euch seitlich nebeneinander und schließt die Augen. Nehmt den Abstand zwischen euch wahr, ohne euch darüber auszutauschen. Worte kommen erst wieder am Ende ins Spiel. Dann fängt eine Person an, den Abstand mit geschlossenen Augen langsam zu verändern, indem sie weiter weg geht oder näher kommt. Die andere Person bleibt mit geschlossenen Augen stehen und spürt ebenfalls in sich hinein.

Verändere den Abstand ganz langsam und spüre achtsam, was sich verändert. Ab welcher Entfernung geht die Verbindung zwischen euch verloren? Ab wann spürst du, dass du die andere Person einengst? Vielleicht wird es unangenehm. Lasst auch dieses unangenehme Gefühl zu. Es ist eure Chance, es kennenzulernen. Wechsel dann ganz achtsam die Seite. Es macht einen Unterschied, ob du dich von rechts oder von links näherst. Das Gefühl von Enge kann auf einer Seite schneller aufkommen als auf der anderen. Spürt auch hier genau rein und nehmt die kleinen Unterschiede war. Im Anschluss könnt ihr die Augen öffnen und euch austauschen, welcher Abstand euer Gefühl wie verändert hat. Tauscht dann die Rollen.

Diese Übung macht euch sichtbar, wie viel Raum ihr braucht, damit ihr euch wohlfühlt. Es kann sein, dass ihr bei Menschen, die ihr nicht so gut kennt mehr Abstand braucht, um euch wohlzufühlen, während der Abstand bei eurem Partner möglicherweise ganz klein ist. Auch eure jeweilige Tagesverfassung kann eine Rolle spielen.

Du kennst weitere Übungen, die dir helfen zu spüren? Oder du hast Erfahrungen mit diesen Übungen gemacht? Dann freue ich mich über deinen Kommentar. Wir sind mit unseren Gefühlen nicht alleine. Vielen Menschen geht es ähnlich. Lasst uns offen darüber austauschen. Die Welt hat mehr Gefühl verdient!

Deine Katrin

kl 0982 klein

Über Katrin Linzbach

Katrin Linzbach arbeitet als Inspirationsquelle für eine bewusste und sinnerfüllte Lebensgestaltung. Unter www.bewusstsein-braucht-raum.de veröffentlicht sie wöchentlich Blogartikel, sowie den Geschichtenpodcast. Im Juni 2013 hat sie ein eigenes Kartenspiel veröffentlicht, welches die kleinen Wunder ihres Alltags in 40 Tagen sichtbar macht. Bestellen kannst du es es hier im Shop. Du möchtest das Kartenspiel unverbindlich kennenlernen? Melde dich für den kostenlosen E-Mail Kurs an. 

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