Warum du die „WIR“ Sprache in deinen Beziehungen auf jeden Fall vermeiden solltest

Erfahre was das „WIR“ mit deinen Unterhaltungen macht und was du stattdessen aktiv tun kannst, um die Kommunikation in deinen Beziehungen schlagartig zu verbessern.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Sprachgenauigkeit, die extrem wichtig ist, wenn wir daran denken dass unsere Gedanken zu Worten werden, und diese Worte wiederum Gefühle und Verhaltensweisen auslösen. Es geht sogar so weit, dass diese Gefühle und Verhaltensweisen dann maßgeblich bestimmen, wie unsere tägliche Realität aussieht.

Und noch viel wichtiger, ist die Art und Weise wie und was genau du in deinen Beziehungen aussprichst.

Ich habe bei Coachinggesprächen mit Paaren aber auch bei Noch-Singles die über ihre zukünftige Beziehungsvision nachdenken schon oft beobachtet, dass sich das Wörtchen WIR vermehrt einschleicht.

„Wenn ich meinen Wunschpartner gefunden habe, dann werden wir gemeinsam noch stärker sein,…“

„Wir werden händchenhaltend durch den Park gehen und wir schlafen gemeinsam Seite an Seite ein…“

Das „Wir“ kommt mir aber auch unter, wenn über die Herausforderungen unserer zwischenmenschlichen Beziehungen gesprochen wird als auch wenn es um die schönen gemeinsamen Momente geht:

„Wann haben wir uns das letzte Mal gemeinsam amüsiert?“

„Ich finde, momentan bekommen wir es gar nicht recht hin und streiten uns
oft.“

„Wir haben uns voneinander distanziert…“

Aber auch bei positiven Aussagen wie:

„Wir sind so verliebt wie schon lange nicht mehr!“

„Wir schaffen das…“

Dieser letzte Satz, wurde übrigens auch politisch sehr populär. Angela Merkel hat mit diesem Satz alle in ein Boot geholt, als es um die Herausforderungen der Flüchtlingspolitik 2016 ging.

Achtung Sprachgenauigkeit: warum das Wir zu großer Abwehr führen kann

Politiker aber auch andere Berufsgruppen lernen, wie sie mit dem Einsatz des Milton Modells in der Sprache, möglichst viele Menschen ansprechen und Vertrauen aufbauen können. Dazu werden gerne und bewusst Verallgemeinerungen wie WIR oder man, oder alle verwendet.

Doch das Wir kann speziell wenn es um emotionale Themen geht auch sehr vereinnahmend wirken!

Und wenn der ein oder andere innere Anteil von uns gegen die Aussage und was dahinter steckt ist, wird unterbewusst sofort auf Abwehr geschaltet.

Die Lösung: Der Wahrnehmungsabgleich

Selbst wenn wir glauben die Menschen, mit denen wir in Beziehung stehen gut zu kennen, und zu wissen was sie denken, fühlen und wahrnehmen, liegen wir mit ziemlicher Sicherheit trotzdem falsch.

Menschen sind keine Objekte, deren Reaktionen und Gefühle Eins zu Eins vorhersehbar sind.

Das Experiment ohne Wir

Deshalb lade ich dich ein, zu testen, wie sich deine Unterhaltungen und auch im Endeffekt deine Beziehungsqualität verändert, wenn du das „Wir“ eine zeitlang weglässt!

Und stattdessen von DIR sprichst und den anderen einfach einlädst mitzumachen, falls es dir wichtig ist.

Speziell vor Weihnachten, wenn es darum geht eine Vielzahl von Terminen zu koordinieren und gleichzeitig eine besinnliche Zeit zu haben, kann das Wir auch eine riesen Portion an Stress auslösen.

Das Wir bewusst bei Seite zu lassen hat folgende Vorteile im Alltag:

  • Wenn du von DIR sprichst dann steckst den anderen nicht in eine Rolle, die er zu erfüllen hat. Denn aus dieser Rolle wird er oder sie früher oder später ausbrechen wollen.
  • Du wirst zum Experte für dich selbst. Du lernst Dich besser kennen in dem du klar ausdrückst was deine Bedürfnisse sind.

Wenn du weißt was du willst, und sagst was du willst, dann bekommst du mehr davon, was du willst 😉

  • Du kannst dich immer wieder aufs Neue vom anderen überraschen lassen, und gehst mit einer neugierigen, offenen Haltung auf euch beide zu.
  • Du ärgerst dich weniger, weil deine Erwartungen so kaum enttäuscht werden können.
  • Du ermöglichst dir und deinen Liebsten offenen Gespräche, ganz ohne Druck.

Wie sieht das Anti-Wir im Alltag aus

Beispiel 1:

Aus gegebenen Anlass: Speziell vor Weihnachten, wissen viele Menschen nicht so genau, wie sie es schaffen es allen in ihrem Umfeld recht zu machen. Und erfahrungsgemäß gibt es viele Termin- und Feieranfragen.

Und es beginnt schon bei Kleinigkeiten

Vielleicht hast du früher gesagt:

„Gehen wir dort und da hin?“

„Holen wir uns heute Abend einen Punsch oder Glühwein?“

„Gehen wir einkaufen?“

Wie wäre es stattdessen mit:

„Wir haben eine Einladung zu … bekommen. Ich werde hingehen, möchtest du mit kommen? Ich würde mich freuen!“

(Dadurch fühlt sich der andere nicht automatisch verpflichtet sondern tatsächlich eingeladen!)

„Ich habe heute Bock auf Weihnachtsstimmung und Glühwein? Hast du auch Lust?“

„Ich habe noch einiges auf meiner Einkaufsliste und möchte das heute erledigen? Kommst du mit?“

Auch wenn es sich „nur“ um Kleinigkeiten in Bezug auf den Alltag handelt, kannst du hier trainieren neue Gedankenpfade in deinem Gehirn entstehen zu lassen, und die spannenden Reaktionen der anderen beobachten.

Beispiel 2:

Wenn es nun darum geht, Herausforderungen oder Probleme anzusprechen, kann eine Wir-Aussage wie gesagt schnell Druck beim anderen und auch bei dir selbst erzeugen.

„Uns war es schon immer wichtig, die Familienbesuche gemeinsam wahrzunehmen!“

Wie wäre es stattdessen mit:

„Mir ist es wichtig, dich bei Familienbesuchen bei mir zu haben weil…Wie siehst du das? Hast du Zeit und Lust mitzukommen?“

„Wir sollten endlich ehrlich miteinander sprechen.“

Wie wäre es stattdessen mit:

Ich werde in Zukunft ehrlich ansprechen, wie es mir in der Beziehung geht.

(unabhängig vom Wir, zeigst du mit gutem Beispiel vor, wie du es handhaben möchtest.)

„Wir hatten schon lange keinen Spaß mehr zusammen!“

Wie wäre es stattdessen mit:

„Mir ist der Spaß in der Beziehung abhanden gekommen. Wie siehst du das? Ich hätte einige Ideen am Schirm!“

Hast du noch Beispiele parat bzw. würde es mich sehr interessieren, wo du in Zukunft das Experiment wagst und das WIR/UNS durch das ICH/MIR ersetzt.

 

Sei bei dir – bleib bei dir

Michaela Forstik

Beitragsbild Giorgio Magini – fotolia.com

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