Auf die Sprachgenauigkeit kommt es an! Verbanne diese als „unschuldig“ getarnten Wörter aus deinem Wortschatz und löse damit Blockaden in dir selbst und welche, die sich in deinen Beziehungen eingeschlichen haben!

Es ist faktisch bewiesen, dass unsere Sprache unsere Gedanken und die Tatsache, wie wir uns gerade fühlen beeinflusst.

Doch wie achtsam bist du mit dem, was in dir als Gedanke keimt und schließlich von dir in die Welt getragen wird?

Denn was du tagtäglich spricht beeinflusst nicht nur dich, sondern auch die Art und Weise wie du nach Außen hin wirkst, und wie dein Umfeld auf dich reagiert.

Stell dir folgendes vor:

Oft von dir verwendete Wörter und Phrasen beginnen in deinen neuronalen Netzwerken, in deinem Gehirn, viel befahrene Autobahnen zu bilden. Diese Gedankenwege können durch die vielen Wiederholungen viel leichter und intensiver abgerufen werden.

Nun ist die Frage, ob deine positiven und lösungsorientierten Sätze zu viel befahrenen Autobahnen werden, oder eher „negative“ Äußerungen, die dann wie automatisch und von Zauberhand einfach passieren und auch ihre Wirkung hinterlassen.

Das kleine Monitoring oder die getarnten Übeltäter in unserem Wortschatz

Damit du einen Überblick bekommst, möchte ich dir gerne einige Wörter und Sätze vorstellen, die uns das Leben eher schwerer als leichter machen.

Und wahrscheinlich dachtest du, dass es ja ganz normal sei, diese Wörter zu  verwenden. Doch in Summe, machen genau diese Kleinigkeiten in der praktischen Kommunikation den Unterschied aus:

  • Übeltäter Nummer 1 „müssen“ und „sollen“

 Beispiele:

Ich muss heute noch zwei Stunden arbeiten, dann sollte ich trainieren und muss daheim auch noch den Haushalt machen.

Ich muss mich mehr entspannen, damit unser Beziehungsleben wieder harmonischer wird.

Ich muss klar kommunizieren, was ich will, damit ich von meinem Partner gesehen werden.

 

Hmm, hört sich ziemlich schwermütig an, und klingt nach viel Druck.

Glaubst du wirklich, dass es funktioniert dich zu entspannen, wenn du dir sagst ich muss?

„Musst“ du wirklich genau noch zwei Stunden arbeiten? Wirst du dazu gezwungen? Wenn ja, von wem?

Was passiert, wenn du dir heute eine Trainingspause gönnst? „Musst“ du den Haushalt machen, heute und ganz alleine?

Oder möchtest du heute noch zwei Stunden arbeiten, weil du dich darüber freust, ein Projekt fertigstellen zu können. Und willst du heute trainieren gehen, weil du das Gefühl nach dem Training so liebst?

Musst du klar kommunizieren, oder gibt es auch noch andere Möglichkeiten? Bzw. hey, wie wäre es den Blick darauf zu lenken, was du bereits hast? Nämlich jemanden der dir zuhört, weil du ihm wichtig bist?

Ich denke du verstehst, sofort was ich meine.

Warum nicht diese schweren, nach Pflicht und Ohnmächtigkeit klingenden Wörter „müssen“ und „sollen“ weg lassen oder ersetzen?

Lies die 3 oberen Sätze doch einfach noch einmal, und lass das „muss“ weg. Oder ersetze es durch „können“ oder „dürfen“.

Du wirst staunen, wie viel freier sich das für dich anfühlt!

 

  • Übeltäter Nummer 2 „eigentlich“

Eigentlich bin ich glücklich in meiner Partnerschaft.

Eigentlich möchte ich eine Beziehung.

Eigentlich ist er mir gar nicht so wichtig…

Wenn ich solche Sätze höre, klingen bei mir die Alarmglocken!

Ich frage mich dann, bist du nun glücklich oder doch nicht? Und wenn nicht, was brauchst du denn um glücklich zu sein?

Das Wort eigentlich kannst du eigentlich immer weg lassen. 🙂

Weil es deine Aussage nur schmälert und abschwächt. Es macht dich und deine Aussage klein!

Sag dir selbst und auch anderen klar was du willst, wenn du es so meinst, denn ein Teil in dir, dein Unterbewusstsein, hört immer mit, und nimmt dich auch beim Wort!

 

  • Übeltäter Nummer 3 „ja, aber“

Ja, ich verstehe deine Aufregung, aber ich finde du solltest dich jetzt zusammenreissen!

 

Mit dem Wort aber erklärst du alles, was du vorher gesagt hast für nichtig!

Wenn du das nicht möchtest, ist es viel bedeutungsstärker das Wort aber durch „undzu ersetzen. Somit widersprichst du dir nicht mehr selbst.

 

  • Übeltäter Nummer 4 das ominöse „man“

 Ja man kennt das eh, wenn man verliebt ist, sieht man die Welt durch dir rosarote Brille.

Mir stellt sich die Frage, wer ist dieser „man“? Geht es um dich und hattest du schon einmal die rosarote Brille auf? Wie hast du dich in der Situation gefühlt? Wie genau ist deine Geschichte weiter verlaufen?

Das sind die Dinge, die in einem Gespräch wirklich interessant sind!

Mit einem „man“ distanzierst du dich von dir selbst. Wenn du Bedeutsames erzählen willst, dann sprich doch Klartext und sage: „Ich“ habe diese und jene Erfahrungen gemacht.“

Ein selbstsicheres Auftreten ist damit garantiert. 😉

 

  • Übeltäter Nummer 5 „später“

Wer kennt nicht die klitzekleine Ausrede, wenn es darum geht, etwas immer und immer wieder hinaus zu zögern:

„Das erledige ich später.“

Entweder die Tätigkeit ist nicht sonderlich wichtig und dringend (sonst könnte sie ja nicht aufgeschoben werden), oder sie ist dir schlichtweg unangenehm.

Vielleicht passiert gar nichts, wenn du diese Aufgabe einfach weg lässt, dann perfekt, lass sie weg. Ansonsten ist es praktischer zu sagen:

„Es freut mich nicht dies und das heute zu tun, ich erledige es zum Zeitpunkt X.

Denn alles was wir auf später schieben, schwebt irgendwie noch in der Luft herum und macht uns unbewusst Druck. Es ist ein affengelassener Kreislauf der in unserem Inneren Unruhe stiftet.

 

  • Übeltäter Nummer 6 „bemühen“ und „versuchen“

Ich werde versuchen/mich bemühen das nächste Mal auf deine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Wirst du höchst wahrscheinlich NICHT.

Denn versuchen oder bemühen impliziert immer die Rechtfertigung, auch dabei scheitern zu können.

Denn sonst könntest du ja gleich eine absolute Aussage treffe,  und die beiden Wörter im Schafspelz weglassen. Und sagen:

„Ich werde ab jetzt Rücksicht auf deine Bedürfnisse nehmen.“

Das wird dir dein Gegenüber eher abkaufen, als wenn du nur einen Versuch in den Raum stellst. Es erfordert allerdings Mut zur Ehrlichkeit, weil du dich damit wirklich selbst festnagelst.

 

  • Übeltäter Nummer 7 „Bitte entschuldige“

 Bitte entschuldige, mein aufbrausendes Verhalten.

Hierbei ist es nicht so „streng“ wie bei den anderen Wörtern, aber überlege dir einmal die sinngebende Bedeutung des Wortes entschuldigen.

Wenn ich mich entschuldige, bitte ich dich darum, mir mein Verhalten zu verzeihen.

Das bedeutet, die Verantwortung für den Ausgang der Geschichte  liegt beim Gegenüber, obwohl du ja scheinbar einen Fehler gemacht hast.

Viel schöner und eigenverantwortlicher finde ich die Phrase „Es tut mir leid!“, weil ich hier eindeutig die Verantwortung auf mich lenke.

Es wirkt in meinen Augen einfach authentisch und ernst gemeinter.

 

  • Übeltäter Nummer 8 „immer“ , „nie“ und „dauernd“

 Du schenkst mir nie die Aufmerksamkeit, die ich brauche.

Immer siehst du anderen Frauen hinterher.

Dauernd lässt du deine Sachen herum liegen.

Sind die Aussagen hier wirklich so verallgemeinernd und absolut zutreffend?

Oder gab es auch Situationen, in denen es nicht so drastisch war?

Denn durch die Verwendung dieser Wörter wird noch mehr Öl ins heisse Feuer gegossen, und du legst eine ziemlich „gewaltvolle“ Kommunikation an den Tag. Diese Art der Kommunikation kann dein Gegenüber sehr schnell zur Flucht oder zum Gegenangriff verleiten.

Warum diese Verallgemeinerungen nicht weg lassen. An dieser Stelle kann ich dir auch die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg sehr ans Herz legen, weil sie dabei hilft deine Wünsche Realität werden zu lassen ohne den anderen in die Enge zu treiben.

Im Sinne der gewaltfreien Kommunikation könntest du hier auch sagen:

„Ich habe heute im Café beobachtet, dass du der Kellnerin hinterher gesehen hast. Das hat mich sehr gekränkt. In unserer Beziehung ist mir gegenseitiger Respekt und Wertschätzung sehr viel wert. Ich würde dich bitten in meiner Gegenwart die Zeit bewusst mit mir zu verbringen.“

Damit ist eine Verhaltensänderung auch viel wahrscheinlicher!

 

Hattest du beim Lesen der Wörter auch das ein oder andere Aha- Erlebnis? Wo genau? Du kannst ja „versuchen“ sie einfach weg zu lassen. Oder du kannst es gleich tun ;-).

Denn weniger ist oft mehr!

Kennst du noch Wörter oder ganze Aussagen, die dir selbst eine Grube graben oder deinen Beziehungen schaden könnten? Und die du selbst nicht (mehr) anwenden möchtest? Ich bin gespannt!

 

 Sei bei dir – bleib bei dir

Beitragsbild deeagreez – fotolia.com

12 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hey Michaela,

    ich war der typische „man“ Mann. „Das kann man doch nicht.“ usw. das krasse ist, dass ich es selber nicht bemerkt habe. Außerdem habe ich mich für alles „entschuldigt“.

    Schon interessant wie weit weg ich von mir selber war, keinerlei Selbstwert bzw. Bewusstsein für mich.

    In meinem ersten Seminar zu den Themen der Selbstentfaltung, sagte die Trainerin immer dann, wenn sich jemand entschuldigt hat “ DU BIST FREI VON SCHULD“. Und das jedesmal, immer wieder. Bis ich mir dann selber auf die Schliche gekommen bin.

    Ich habe ja bis zu meinem 24 Lebensjahr jeden Sonntag gebetet “ und vergib mir meine Schuld“

    Dieses “ DU BIST FREI VON SCHULD“ war so etwas von ungewohnt, fühlte sich aber toll an.

    Danke und Gruß

    Matthias

    Antworten
  • Hi Michaela,

    sehr guter Artikel!

    Ich habe das selbst in den letzten Jahren immer und immer wieder geübt…geübt…geübt. Und ja, es hilft wirklich. Vor allem aber, kam mit fortschreitender Automatismus und Selbstverständlichkeit beim Ersetzten/Weglassen der üblichen Verdächtigen sehr oft das positive Feedback, ich würde mich sehr gewählt ausdrücken. Ist doch was, oder!? Ich habe nur die Wortwahl angepasst, in der im Artikel beschriebenen Art.

    Ich kann Dir nur zustimmen, ausser – so leicht kommst Du mir jetzt nicht davon 🙂 ……..
    „….ziemlich vehement bestimmen. “ und ein paar Sätze später benutzt Du das Wort „ziemlich “ noch mal. Das klingt das „irgendwie“ auch nach einem dieser Wörter 😉 Ist es nun vehement oder nicht? :-).

    Das ist ja das interessante an der Sache. „Man“ kann nie aufhören, natürlich nur wenn man es will, an seiner Sprache und Wortwahl zu feilen. Bei mir ist es so, dass ich mit fortschreitendem Gespür und Gewandtheit , kontinuierlich neue Wörter in meiner Sprache finde, die mir viel über meinen inneren Zustand oder auch innere Konflikte Feedback geben.

    liebe Grüße und weiter so
    Karl

    Antworten
    • Lieber Karl!

      Gratuliere zu deinem Mut und dass du so liebevoll und achtsam mit dir, deinem Umfeld und deiner Sprache umgehst.

      Und danke für die messerscharfe Analyse – das Wort ZIEMLICH setze ich gleich zu meiner Liste mit „No-go“ Wörtern dazu!

      Liebe Grüße,
      Michaela

      Antworten
  • Sehr spannendes Thema, mit dem ich mich auch schon öfters beschäftigt habe.
    Ja, diese Wörter und Phrasen sind tückisch, und wie Karl treffend anmerkt, drückt Sprache immer ganz deutlich etwas über einen selbst aus – seine Befindlichkeiten, seine inneren Konflikte und vor allem etwas über seine versteckten Glaubenssätze. 😉

    Ich bin auch der Ansicht, daß das Wörtchen ‚man‘ dann benutzt wird, um sich ganz unterbewußt in dem Moment/der Situation/der gerade erzählten Geschichte von seinen eigenen Gefühlen zu distanzieren. Denn etwas in ich-Form ausgedrückt hat eine ganz andere Gewichtung!

    Antworten
  • Liebe Michaela,

    ein sehr lehrreicher und spannender Artikel. Wie verhält es sich denn mit der Verwendung des Konjunktives wie in deinem Beispiel „. Ich würde dich bitten (…) zu verbringen“. Ist es deiner Meinung/Erfahrung nach sinnvoll, diesen in einer Bitte zu verwenden? „Ich würde dich bitten, dass“ klingt in meinen Ohren recht schwammig. Oder hast du den Konjunktiv an dieser Stelle bewusst gewählt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen?

    Liebe Grüße
    Nadine

    Antworten
    • Liebe Nadine! Den habe ich in der Tat bewusst verwendet, damit der Satz nicht zu fordernd, zu appellhaft klingt, also somit gewaltfreier 😉 Aber sehr aufmerksam beobachtet. Aber am besten ist es, du sagst es ganz in deinen eigenen Worten umschrieben!

      Liebe Grüße,
      Michaela

      Antworten
  • Liebe Michaela,

    mir fallen noch „anscheinend“ und „offensichtlich“ als Gesprächskiller ein. Die gehötrn mit in die Immer-und-Nie-Kategorie 😉
    Anscheinend ist das ja zu viel von dir verlangt, denn offensichtlich hast du etwas besseres vor…

    Viele Grüße
    Petra

    Antworten
  • Hallo,

    vielen Dank für den Blogartikel.
    Ich werde in Zukunft mehr auf mein gesprochenes Wort achten! 🙂

    Viele Grüße
    Benjamin

    Antworten
  • „eigentlich“ passend angewendet?-
    Beispiel:
    Ich werde auf dem schnellen Komunikationsweg (SMS) gefragt ob ich etwas erledigen kann. An die Frage wird angehängt „ob es in dieser Zeit möglich wär“. Allerdings betrifft diese Zeitfrage zwei Komplikationen. Einmal die Zeit der Ausführung und einmal evtl. eine zeitliche Sicherheitsvorgabe. Wenn ich dann >eigentlich nicht, ich bitte um Anruf< in die Antwort einbringe, ist das Wort richtig angewende.- Manchmal braucht es auch einen "nicht" ablehnenden "Gesprächskiller," um an die schon ja bekannten Fakten zu erinnern. Das Wort ist eine wage Aussage, die mir in so einem Fall wichtig und richtig angewendet erscheint.

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