Ein starker Artikel für starke Frauen – und welche Fallen sich genau daraus beziehungstechnisch für dich ergeben

Ein Gastartikel von Arne Tempel und was Männer von uns Frauen wirklich erwarten.


Heute lade ich dich ein, bewusst durch die “Beziehungsbrille” eines Mannes zu blicken, und den ein oder anderen Schattensaspekt an dir zu entdecken, der bis jetzt vielleicht noch nicht bewusst war.

Durchaus kritisch der junge Mann, aber genau durch solch konstruktives Feedback können wir oft am meisten er-wachsen.
Übrigens eine tolle Ergänzung, zu den 9 fatalen Fehlern, die ich in meinen Beziehungen gemacht habe!

                 ***

Jawoll. „Männersicht“. Ich tue es wirklich. Ich sehe schon dein besorgniserregend bis vorwurfsvoll verzerrtes Gesicht vor mir, nachdem du diese Überschrift gelesen hast.

Aber keine Angst: Ich bin mir sehr bewusst, dass diese Überschrift klingt, wie „Was sich Männer von Frauen wünschen“, aber ganz so subjektiv soll es dann doch nicht sein.

Es soll vielmehr um ganz allgemeine und fundierte Beobachten gehen, die hoffentlich wieder mehr Verständnis und Klarheit in die Frau-Mann-Beziehung bringen.

Männer reden untereinander nun mal nicht so, wie es Frauen tun!

Schon in der Schule war ich immer besser mit Mädchen befreundet, als mit Jungs. Ich fand es einfach toll, dass man mit Mädchen so offen reden konnte, wie man es mit den meisten Kerlen nicht konnte (und zum Teil bis heute nicht kann…).

Bei all diesen offenen Gesprächen konnte ich mit der Zeit auch sehr intime Einblicke in die Frauensicht des Themas „Männer“ gewinnen.

Dabei ist mir irgendwann aufgefallen, dass besonders die Frauen, die ihr Leben in die eigene Hand nehmen und sich nicht einfach nur wie die zweite Geige behandeln lassen wollen, gewisse Gemeinsamkeiten im Umgang mit ihren Beziehungspartnern haben.

Einige davon sind sehr förderlich für die Beziehung, andere hingegen nicht so ganz und um Zweitere soll es nun gehen.
Um eines vorwegzunehmen: Ich weiß natürlich, dass auch wir Männer nicht perfekt sind. Und die (meisten) anderen Männer wissen das auch.
Wahrscheinlich kritisierst du dich in deiner Beziehung auch schon selbst oft genug. Ich möchte von vornherein sagen, dass ich nicht glaube, dass du etwas in deiner Beziehung „falsch“ machst.
Wenn du dich in den folgenden Punkten wiederfindest, ist das kein Zeichen dafür, dass du eine „schlechte Frau/Freundin“ wärst oder in deiner Beziehung „versagt“ hättest.

Du machst eine Menge richtig und das solltest du nie vergessen. Niemand ist perfekt.

Sieh diese Liste nicht als Dokument darüber an, was du bisher „falsch“ gemacht hast, sondern lass dich von ihr dazu inspirieren, vielleicht hier und da einen neuen Weg einzuschlagen.

Die 5 größten Fallen, die sich Frauen in ihren Beziehungen selbst stellen können

1. Du zeigst deine Liebe nicht so, dass er es auch versteht

Viele Frauen sorgen oft für vermeidbare Missverständnisse, indem sie ihrem Partner ihre Liebe nur so zeigen, wie sie es von IHM erwarten würden.

Aber leider werden bestimmte Gesten bei Männern nur selten denselben Effekt haben, wie bei Frauen.

Kennst du diese Momente, in denen du deinen Partner einfach nur total verliebt anschauen musst, weil du so unglaublich glücklich bist, dass du diesen Traum von einem Mann in deinem Leben hast?

Ich verrate dir etwas: Auch, wenn er es nicht so offen sagt, aber dein Partner kennt dieses Gefühl auch.

Weißt du, was sein Herz höher schlagen und seinen Blick in völliger Verehrung erstarren lässt?

Es ist völlig normal, dass gewisse romantische Gesten mit der Zeit seltener werden und sich der Alltag einschleicht, denn das macht einen Teil der Zufriedenheit in Beziehungen aus. Aber vergessen sollten wir diese Gesten trotzdem nicht.

Leidenschaft bleibt nicht einfach erhalten. Sie muss ständig neu entfacht werden.

Es ist übrigens völlig egal, ob diese Gesten in deinen Augen den perfekten romantischen Liebesbeweis darstellen. Männer und Frauen sind nunmal unterschiedlich (zum Glück!) und manchmal sind Männer eben anders und ganz klischeehaft… einfach Männer!

2. Du wartest nur darauf, dass DU endlich dran bist zu reden

Ich weiß, das haut gerade jedes Klischee über den Haufen…

Aber auch Männer wollen reden. Sie werden das wahrscheinlich selten so offen formulieren, aber man kann gut beobachten, was mit einem Mann geschieht, der sich nicht auch manchmal einfach „auskotzen“ kann:
Er wird immer gestresster, trinkt mehr, will immer mehr „Freiraum“ und wirkt nur noch geistesabwesend, wenn er seiner Partnerin zuhört.
Denn, wie du sicher selbst schon weißt: Reden befreit.

Und auch, wenn viele Männer es gut verstecken können, fühlen sie sich auch oft schwach, frustriert und irgendwie nicht „frei“. Das muss nichts mit dir zu tun haben!

Unsere ganze Gesellschaft ist so aufgebaut, dass wir immer mal wieder in Rollen schlüpfen müssen, die wir eigentlich nicht mögen.

Deswegen ist es unheimlich wichtig, die Geborgenheit einer Beziehung nutzen zu können, um einfach mal ungehindert Dampf abzulassen, ohne unterbrochen zu werden.

Und die harte Wahrheit ist: Auch DEIN Partner hält sich manchmal zurück und leiht dir Ohren und Aufmerksamkeit einfach nur, weil er weiß, dass du es gerade wirklich brauchst und nicht, weil er ganz doll Lust darauf hat…

3. Der Ruf nach Anerkennung: Du machst ihm zu wenig richtige Komplimente

Eigentlich wissen es alle.

Sowohl Männer, als auch Frauen können in jedem Ratgeber, jedem Klatschblatt und jedem Liebesblog immer wieder über glückliche Beziehungen lesen: „Mach deinem Partner/deiner Partnerin Komplimente“.

Aber wie oft tun es die meisten tatsächlich?

Wie fühlst du dich, wenn dir dein Partner ein ernst gemeintes Kompliment macht?

Wenn er dir sagt, wie hübsch du bist, wie toll dir dieses Kleid steht oder wenn er anmerkt, dass er stolz auf dich ist?

Genauso fühlt sich dein Partner auch, wenn er ein Kompliment von dir bekommt. Er fühlt sich nicht nur in seiner eigenen Haut besser, sondern auch mehr zu dir hingezogen.

Aber frage dich hier auch: Welche Komplimente will dein Partner tatsächlich hören?

„Du bist so süß!“,

kann in einzelnen Situationen vielleicht okay sein, zum Beispiel, wenn er seinen gesamten Körper schlangenartig um deine eiskalten Füße schlingt, um dich vor dem sicheren Erfrierungstod zu bewahren.

Aber in den meisten Fällen ist das nicht gerade DAS Kompliment, das ein Mann hören will. Im Gegenteil es kann eher dazu führen, dass er sich nicht wirklich ernst genommen fühlt.

Ich denke, du kennst deinen Partner genug und wirst deswegen wissen, was er gerne hört. Trau dich, es ihm ab und zu einfach mal zu sagen.
Wie wäre es mit einem aufrichtigen „Ich liebe dich“:
Du „weißt zwar eigentlich“, dass dein Partner dich liebt, aber wenn er es nur selten sagt, fehlt irgendwie etwas, oder?

Und als Zusatz möchte ich in diesem Punkt wieder einfach auf den Klischeemann verweisen. Ich weiß, es wirkt aus Frauensicht sehr plump Männer auf ihr Aussehen, ihren Körper oder ihre besten Eigenschaften anzusprechen, aber in den richtigen Momenten können solche Bemerkungen ein unheimlich starker Liebestrunk und Aphrodisiakum zugleich sein.

4. Verdrängung: Du versuchst, alle Probleme mit dir selbst auszumachen

Ich glaube, neben allen positiven Aspekten der Selbsthilfe-Industrie gibt eine Nebenwirkung, die unser Sozialleben manchmal schwerer macht, als es eigentlich sein müsste. Für beide Parteien.

Und zwar ist das die Angewohnheit, sich vor seinen Mitmenschen, hier dem Partner, zu verschließen.

Denn man weiß ja „eigentlich“, woher die eigene Unzufriedenheit kommt und hat auch schon genügend darüber gelernt, wie man sich SELBST um sein Wohlbefinden kümmert.

Aber sollten wir wirklich immer ALLES mit uns selbst ausmachen, nur um unseren Partner nicht zu belasten?

Sollte unser Partner wirklich nur der Empfänger unserer positiven Energie sein, die wir extra für ihn ansammeln?

Ich glaube, dass Beziehungen ein Ort sein sollten, an dem wir unsere Seelen offen und verletzlich offenbaren können, ohne ständig glauben zu müssen, dass wir ANDERS sein sollten.

An dem wir keine Angst haben müssen, dass wir zu schwach, unattraktiv oder kindisch wären oder zu hohe Ansprüche hätten.
Natürlich gilt es hier auch, die Balance zwischen „offen reden“, „jammern“ und „vollmeckern“ zu finden. Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel und sicherlich auch eine Lebensaufgabe.

Rede also offen mit deinem Partner. Wenn du ihm nur deine Stärken zeigst, machst du es ihm unheimlich schwer, dich wirklich kennenzulernen.

Eine Beziehung sollte der sichere Hafen sein, an dem du dich auch mal verletzlich zeigen und zurücklehnen kannst und nicht nur ein zweiter Arbeitsplatz, an dem du jedem zeigen musst, wie kompetent und stark du bist.

5. „Nun hab dich doch nicht so“

Mal unter uns: Wir alle haben Ansprüche an unseren Partner.

Wir wissen zwar „eigentlich“, dass es besser und spiritueller wäre, sie nicht zu haben, aber seien wir ehrlich: zu Erleuchtung und hundertprozentigem inneren Frieden ist es ein weiter Weg.

Die Kombination aus den eigenen Ansprüchen und mehr Offenheit birgt jedoch auch eine Gefahr.

Mehr Frauen als sonst nehmen ihr Leben heute selbst in die Hand und lassen sich von niemandem mehr erzählen, dass sie nicht stark und erfolgreich sein können, nur weil sie „Frauen“ sind. Immer mehr Frauen trauen sich, aus dem Schatten erfolgreicher Männer herauszutreten und selbstbestimmt ihren Weg zum Erfolg zu gehen, egal, wie sie „Erfolg“ für sich selbst definieren.

Da du schon bis hierher gelesen hast, glaube ich, dass du wahrscheinlich eine dieser Frauen bist und diesen Artikel gerade liest, um einen weiteren Bereich deines Lebens selbstbestimmt zu verbessern.

Wir haben gerade wieder so eine Zeit, in der die Lebenshilfebranche boomt und viele Menschen mittlerweile wissen, WAS man WIE können MÜSSTE, um vollkommen glücklich, entspannt, erfolgreich und der OPTIMALE Beziehungspartner zu sein.

Aber die Ansprüche, die DU in spiritueller und erfolgsorienter Hinsicht an dich selbst hast, sind nur DEINE Ansprüche an DICH und nicht zwangsläufig auch die Ansprüche deines Partners an sich selbst.

– Vielleicht bedeutet Erfolg für ihn etwas anderes, als für dich?
– Vielleicht bedeutet Glück für ihn etwas anderes, als für dich?
– Vielleicht will er sich (noch) nicht all seinen Kindheitsverletzungen und negativen Denkmustern stellen, da seine Prioritäten gerade in ganz anderen Lebensbereichen liegen?

Hand aufs Herz: Wie oft wirfst du deinem Partner etwas vor, was eigentlich nur ein Anspruch an dich selbst ist?

Ich habe es jedenfalls sehr oft getan und damit NIE das erreicht, was ich wollte. Ganz im Gegenteil, es hat das mehr Vertrauen in der Beziehung ein großes Stück zerstört.

Wenn wir in Beziehungen mit etwas an unserem Partner wirklich unzufrieden sind, haben wir, so hart es auch klingt, nur zwei Möglichkeiten:

1. Wir fragen uns, warum uns das stört und hinterfragen unsere eigenen negativen Glaubenssätze.
2. Wir beenden die Beziehung, weil wir unseren Partner mit diesem Verhalten absolut nicht lieben können.

Möglichkeiten Nummer 3 und 4, nämlich Verdrängung und der Versuch, ihn dazu zu bringen, sich zu verändern – sind KEINE Option – wenn diese Beziehung für euch BEIDE Glück und Erfüllung bringen soll.

Deinem Partner bei denselben Dingen immer wieder vorzuwerfen, „Du machst das falsch“, „Du müsstest doch einfach nur mal…“ oder „Ach komm, jetzt hab dich doch nicht so!“ wird leider nicht dazu beitragen, dass er sich bei dir wohlfühlt.
Du könntest deine Bedürfnisse zum Beispiel eher als DEINE Bedürfnisse formulieren und nicht als Fehler deines Partners. Denn dann können selbst harte Wahrheiten sehr fördernd für eure Beziehung sein.

Zum Beispiel hat mir der Satz

„Schatz… es nervt mich unheimlich, dich ständig nur noch jammern zu hören. Ich hätte gerne mal wieder einen starken Mann an meiner Seite.“,

schonmal geholfen, nicht nur meinen eigenen Lebensweg wiederzufinden, sondern auch meine Beziehung zu retten, als sie schon fast vorbei war.
Ja, sehr oft kann ein Schubs von unserem Partner in die richtige Richtung sehr lohnend für beide sein.

Aber ist die Richtung, in die du deinen Partner schubsen willst auch wirklich die Richtung, in die er selbst gehen will?

So, ich denke, das war harter Tobak. Und ich glaube, wir beide sind uns einig, dass man die meisten Punkte dieser Liste fast 1 zu 1 auch auf viele Männer übertragen kann.

Wie siehst du die einzelnen Punkte? Glaubst du, ich liege irgendwo total falsch oder hast du noch einen Punkt, von dem du glaubst, er würde in dieser Liste fehlen? Ich würde mich über einen ehrlichen Kommentar von dir freuen.

Alles Liebe,
Arne

gastartikel arne TempelArne Tempel hat es sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, wie wir Menschen unnötiges Leiden erschaffen und wie wir es beenden können. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Menschen mit Depressionen und Burnout auf ihrem Weg der Heilung zu unterstützen. Dazu schreibt er auf www.nie-mehr-depressiv.de und regelmäßig auf seinem Blog www.echt-leben.com.

 

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Eva Novotny
    7. März 2015 4:35

    Ich beschäftige mich ja nun auch schon seit mehr als 3,5 Jahren intensiv mit dem Thema Beziehungen, und kann den Punkten inhaltlich voll zustimmen!

    Mir fehlt allerdings bei Punkt 1 nun der konkrete Hinweis WIE genau Frauen jetzt den Männern bzw. dem Mann ihre Liebe zeigen soll, daß er es versteht bzw. in welcher Sprache eines Mannes das sein müßte.

    Antworten
    • Liebe Eva!

      Das ist eine gute Frage. Denn einem Mann die Liebe zu zeigen kann durchaus eine Gratwanderung sein 🙂 Da das Thema ziemlich viel hergibt und echt wichtig ist, werde ich die Woche gleich einen ganzen Artikel dazu schreiben!

      Bis dahin alles Liebe und Danke für die mehr als berechtigte Frage,
      Michaela

      Antworten
      • Eva Novotny
        10. März 2015 2:39

        wunderbar! da freu ich mich schon sehr darauf 🙂
        Danke, liebe Michaela, denn das kommt gerade wie gerufen!

        Antworten
  • Inga Wegele
    21. Juli 2018 6:43

    Mir fehlt ganz am Schluss bei den 2 Möglichkeiten (3 und 4 kommen ja nicht in Frage) noch die Möglichkeit 5: mit dem Partner darüber reden. Einfach die Beziehung beenden, weil man nicht an sich selber arbeiten kann/mag ist dem Partner gegenüber unfair und wir landen wieder bei der Aussage „alles mit sich selbst“ ausmachen.

    Antworten

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